Junge Mitarbeiter verstehen das Klinikinformationssystem des UniversitätsSpital Zürichs (USZ) innert drei Tage; die ältere Generation braucht dafür zwei Wochen. Diese Tatsache ist nur eine von vielen Herausforderungen, welche die Digitalisierung des Gesundheitswesens mit sich bringt.
Nach dem letztjährigen Careum Forum zum Thema «Innovation im Gesundheitswesen» ging es dieses Jahr um die Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT).
ICT-Trends im Gesundheitswesen
Roland Naef, Mitglied der ICT-Direktion des UniversitätsSpitals Zürich (USZ), präsentierte aktuelle und zukünftige Technologie-Trends im Gesundheitswesen.
Business-to-Business (B2B) Integration
In anderen Branchen ist es bereits üblich, dass ein Unternehmen mit all den involvierten Partnerunternehmen wie Lieferanten elektronisch verknüpft ist. Nun möchten auch Gesundheitsbetriebe vom Potenzial der vernetzten Wertschöpfungskette profitieren.
So führt das USZ aktuell beispielsweise intelligente Medikamenten- und Materialschränke ein. Mangelt es an einer Ware, kann mittels Scanner sofort Nachschub bestellt werden. Die Bestellung erfolgt direkt beim Lieferanten.
Ein weiteres Beispiel ist das Zuweiserportal für Hausärzte. So können Ärzte ihre Patienten selbst beim Spezialisten im Spital anmelden und dem Patienten den Termin sofort mitgeben.
Informationsubiquität
Mittels Applikationen auf unseren Smartphones können wir uns bereits selbst überwachen und beispielsweise die Schritte pro Tag messen. Dies wiederum könnte einen Einfluss auf die Krankenkassenprämie haben: Wer gesund lebt, zahlt weniger Prämien.
In Deutschland entwickelt das Fraunhofer Institut «intelligente Wohnungen». Diese ermöglicht Fachpersonen die Überwachung von Patienten zu Hause (Telemedizin).
Patient Empowerment
Der Patient will mehr Informationen und mitreden können, wenn es um seine Gesundheit geht. So ist es beispielsweise schon heute so, dass viele Patienten dank Google wissen, was sie haben und beim Arzt eine Bestätigung dessen suchen (oder besser: Patienten meinen sie wissen, was sie haben).
Ein Gesundheitsbetrieb kann dafür ein Patientenportal mit Fachinformationen aufbauen und dies zugleich als indirekte Werbung nutzen, indem Fachwissen geteilt wird und sich das Unternehmen als Experte positioniert (Stichwort «Content Marketing»).
Die Hirslanden-Gruppe ist in diesem Bereich in der Schweiz Vorreiter: So teilen Hirslanden-Experten ihr Wissen im Hirslanden-Blog oder in der Hirslanden Bibliothek.
Social Media in Healthcare
Ist ein Patient unzufrieden mit einer Dienstleistung im Spital, wird dies kurzerhand auf Facebook und Twitter publiziert. Der einzig sinnvolle Weg damit umzugehen ist, Meinungen in Communities zu moderieren und daraus zu lernen (Community Management).
Simplifizierung der IT-Systeme
Die Einfachheit der Bedienung der IT-Systeme ist ein Thema, welches zunehmend an Bedeutung gewinnt. Apple hat diesbezüglich sicherlich einen massgebenden Beitrag geleistet. Die Erwartungen an eine Software sind gestiegen und es wurde klar, dass komplexe IT-Programme im Anschluss teuer sind, da mehr Schulungen notwendig sind und die Mitarbeiter mehr Zeit für die Informationserfassung benötigen.
Da zudem zunehmend auch die Patienten und Angehörigen Einblick in die Patientenakte wünschen, muss die Applikation möglichst selbsterklärend funktionieren.
Big Data
Wenn weltweit Daten zu einer Krankheit gesammelt werden, können Therapieentscheide noch zuverlässiger gefällt werden. Die Risiken nehmen ab, da eine Entscheidung auf deutlich mehr Erfahrungswerten beruht. Die andere Seite der Medaille: Der Datenschutz ist ernsthaft gefährdet; es muss klar sein, was in welche Form und wie gespeichert werden darf und soll.
Fazit: Die Informationstechnologie wird im Gesundheitswesen zunehmend wichtiger
Klar ist einzig, dass die Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) im Gesundheitswesen an Gewicht gewinnt. Ob jedoch Kosten und Nutzen der einzelnen Trends in einem vernünftigen Verhältnis stehen, weiss weder Jung noch Alt.