Unser Körper ist intelligent. Er verfügt über Systeme, welche uns von Abfallstoffen befreien – beispielsweise Haut, Darm und Nieren. Versagt die Entgiftung, sterben wir.
Auch in der Pflege ist die systematische Müllabfuhr nötig. Unnötiger Ballast gehört entsorgt. Es liegt in der Verantwortung aller Mitarbeiter – und damit auch der Pflegenden – dies im Arbeitsalltag zu tun. Wer Innovation und positive Ideen fördern will, braucht Platz. Und diesen Platz muss ich mir in der Pflege schaffen, indem ich Überflüssiges aussortiere.
Wir müssen uns fragen, was wirklich nützt; alles andere sollten wir bewusst unterlassen. Nützt es dem Patienten oder der Bürokratie? Hilft es, das Ziel des Spitals, Heims oder der Spitex zu erreichen? Warum tun wir etwas umständlich, wenn es eine einfachere Art gäbe, es zu tun? Wenn Gewohnheit der Grund ist, ist es die Pflicht der Pflegenden, hellhörig zu werden.
Was würden wir heute nicht mehr tun?
Fredmund Malik, Wissenschaftler aus St. Gallen, empfiehlt darum, sich folgende Frage zu stellen: «Was von all dem, was wir heute tun, würden wir nicht mehr neu beginnen, wenn wir es nicht schon täten»? Weiter bemerkt er: «Die Frage mag in dieser Formulierung kein besonders gutes Deutsch sein, aber sie ist ausserordentlich wirkungsvoll». Sie trifft den Nagel auf den Kopf. In jeder Organisation gibt es jährlich Neues: Tätigkeiten, Aufgaben, Merkblätter, Regeln und so weiter. Zu wenig jedoch, wird hingegen ausgemistet.
Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Haus. In das Haus schicken Sie täglich fünf Menschen. Was passiert? Irgendwann wird es eng. Das Haus ist voll. Zeigt den Menschen den Ausgang, damit Freiraum entsteht.
Das Gleiche droht dem Gesundheitswesen, wenn niemand Platz für Neues schafft. Auch für Pflegende und andere Mitarbeiter des Gesundheitswesens wird es eng – ja unangenehm. Bürokratie ist nur eines der Problemfelder.
Jedes Merkblatt hat seine Befürworter
Wer etwas entsorgen will, wird Gegenwind erleben. Teilweise wird es stürmen, da es immer eine Person geben wir, welche sich für eine Tätigkeit oder eine Richtlinie einsetzt. Als Pflegende – und insbesondere als Pflegedienstleitung – müssen Sie diesen Sturm standhalten, im Sinne des übergeordneten Nutzens. Dies gelingt, wenn Sie kontinuierlich vereinfachen, egal ob im Spital, Heim oder der Spitex.
In der Einfachheit liegt die Kraft für Innovation und Freude
Unser Körper ist gnadenlos. Er entsorgt, was unnötig ist. In Betrieben geht dies oftmals nicht sofort. Vielmehr handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess aller Pflegenden sowie der Führungscrew. Es braucht Ausdauer und viel Energie.
Literatur
- Malik, Fredmund (2006): Führen, leisten, leben; Campus Verlag GmbH, Frankfurt/Main
- Drucker Peter (2009): Management; Campus Verlag GmbH, Frankfurt/Main