Wie Sie mit 4 Fragen die Anspruchsgruppen analysieren

Der Mensch, die grösste Chance und zugleich das grösste Risiko in jedem Projekt. Entsprechend muss zu Beginn eines Projektes klar sein, welche Personen (Anspruchsgruppen oder Stakeholder) vom Projekt betroffen sind.

1. Schritt: Welche Parteien sind vom Projekt betroffen?

Listen Sie alle betroffenen Organisationen und Personen auf, welche Ihr Projekt ganz genau verfolgen werden (egal ob mit positiven oder negativen Absichten): 

  • Mitarbeiter
  • Geschäftsleitung / Management
  • Investoren
  • Kunden
  • Lieferanten
  • Öffentlichkeit
  • Behörden
  • Gewerkschaften

2. Schritt: Inwiefern sind die Parteien betroffen?

Schätzen Sie ab, wie hoch der Grad der Betroffenheit ist. Wie sind die Personen und Organisationen betroffen? Wie könnten sie reagieren und wie gross ist deren Einfluss? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Parteien Einfluss nehmen (Prestige-Projekt, ist es medienwirksam für Betroffene, etc.)?

3. Schritt: Wie werden sich die Betroffenen verhalten?

Kategorisieren Sie nun die betroffenen Parteien in folgende drei Rollen:

  • Mitläufer (Followers): Neutrale Position
  • Gegner (Opponents): Engagieren sich gegen das Projekt, offen oder verdeckt
  • Befürworter (Enthusiasts): Unterstützen das Projekt

Nun verfügen Sie über eine Liste mit Namen und Organisationen. Dank der Stakeholdermap lässt sich die Analyse visuell darstellen:

Stakeholdermap

4. Schritt: Wie kann ich die Betroffenen beeinflussen?

Drei Strategiearten haben sich in der Praxis bewährt: Partizipativ (mitwirkend), diskursiv (logisch erörternd) und repressiv (unterdrückend).

Partizipative Strategien

  • Projektmarketing
  • Mitarbeiten lassen und für Entscheidungen einbeziehen
  • Informieren, informieren, informieren

Diskursive Strategien

  • Konfliktmanagement einsetzen
  • Arbeitsmässig stark auslasten bis hin zur Überforderung und damit Grenzen aufzeigen

Repressive Strategien

  • Druckmittel aufbauen (kurzfristig)
  • Von Informationsflüssen ausschliessen

Besonders letztere Art ist für die Praxis kaum geeignet. Lieber ein ehrliches Gespräch suchen und sich gegebenenfalls von Personen trennen oder noch besser: Versetzen in einen anderen Arbeitsbereich.

Fazit: Besser vorbereitet im Projektmanagement dank der Stakeholderanalyse

Wer die Anspruchsgruppen (Stakeholder) sauber analysiert, plant damit den professionellen Umgang mit Widerstand. Je grösser das Projekt desto mehr Widerstand wird es geben. Die Stakeholderanalyse ist Ihr Werkzeug und muss angepasst werden, sobald es neue Erkenntnisse gibt. In diesem Sinne: Viel positive Energie der Aussenwelt für Ihr Projekt.

Literatur

  • Jenny, Bruno (2005): Projektmanagement; Zürich: vdf Hochschulverlag AG an der ETH Zürich
  • Scheuring, Heinz (2002): Der www-Schlüssel zum Projektmanagement; Zürich: Orell Füssli Verlag AG
  • Reichert, Thorsten (2009): Projektmanagement; Freiburg: Rudolf Haufe Verlag