Die Analyse macht den Unterschied, nicht die Menge an Informationen

Wir Schweizer suchen die Sicherheit und scheuen das Risiko. Schon Abraham Maslow wusste, Sicherheit ist für uns Menschen von grösster Bedeutung. Er ordnete darum das Sicherheitsbedürfnis in der Maslowschen Bedürfnispyramide unmittelbar nach den Grundbedürfnissen wie Wasser, Schlaf, Essen und Vermehrung.

Viele Menschen fühlen sich sicherer, wenn sie vor einer Entscheidung stundenlang im Internet recherchieren. Doch führt diese Informationssammlung tatsächlich zu besseren Entscheidungen? Wissenschaftler verneinen und beschreiben den Irrglauben unter dem Begriff «Information Bias».

Warum mehr Informationen zu schlechteren Entscheidungen führen kann

Als ich kürzlich Skiferien buchte, suchte ich nach geeigneten Hotels. Zuvor überlegt hatte ich mir einzig, die preisliche Vorstellung. Die Recherche zeigte schnell, ich war überfordert im Angebotsdschungel. Unklares Ziel und unklare Auswahlkriterien waren mein Problem.

Der Skirennfahrer Marcel Hirscher beschrieb kürzlich in einem Interview seine Technik, wie er sich die Abfolge der Slalomtore merkt. Er unterteilt die Gesamtstrecke in Abschnitte mit fünf bis sieben Toren. Im Rennen hat er nur den aktuellen Abschnitt im Kopf. Hirscher berücksichtigt die Millersche Zahl 7±2. Diese bezeichnet die Tatsache, dass ein Mensch gleichzeitig nur sieben plus oder minus zwei Informationseinheiten im Kurzzeitgedächtnis präsent halten und verarbeiten kann.

Irrglaube, Risiken nehmen ab mit zusätzlichen Informationen

Wir wissen jetzt, Informationen sammeln muss strukturiert angegangen werden:

  1. Klarheit verschaffen über das Ziel der Informationssuche.
  2. Beurteilungskriterien festlegen auf Basis der Zielsetzung.
  3. Vorhandene Informationen bewerten und analysieren (falls möglich bereits jetzt entscheiden)
  4. Weitere Informationen gezielt suchen, innert Kürze bewerten und analysieren (Millersche Zahl 7±2) sowie schlussendlich entscheiden.

Bestehende Informationen intelligent nutzen

Klar, wer entscheidet, braucht Informationen. Häufig reichen dafür die vorhandenen Informationen aus. Lieber das Bestehende klug nutzen, als neue Informationsquellen erschliessen. Menschen neigen dazu, zu viele Informationen zu sammeln, als notwendig wäre.

Der wirkliche Mehrwert liegt in der Reduktion – wie beim Kochen einer Sauce für ein gutes Gericht.

Gerade bei Entscheidungen mit tiefem Risiko ist der Nutzen zusätzlicher Informationen oft kleiner als der Gewinn.

Das Wenige an Information genau studieren und entscheiden

Schlussendlich muss jeder selbst im Einzelfall entscheiden, wie viel Informationen notwendig sind, um besser zu entscheiden.

Meine Skiferien verbringe ich jetzt in einer schönen Ferienregion der Schweiz. Nachdem ich mir die Auswahlkriterien detaillierter notiert hatte, führten sie mich fast schon automatisch zum Ziel.

Ein Appell darum an die strukturierte Vorgehensweise. Die Analyse macht den Unterschied, nicht die Menge an Informationen.

Bild: Dominik Moser (ein Elefant als Sinnbild für erstaunliches Erinnerungsvermögen)